Kieler Nachrichten, 29.01.2005 Unverblümt nach vorn |
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Die Hamburg Blues Band bestätigt in der Räucherei ihre Sonderklasse |
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Nätürlich ist es voll in der
Räucherei und ebenso natürlich liegt bei aller unterschiedlich stark
ausgeprägter Trauer um den kürzlich verstorbenen Saxophonisten Dick
Heckstall-Smith eine dezente Neugier in der Luft, wie die Hamburg Blues Band
wohl den Verlust einer so einzigartigen Kreativkraft und farbenprächtigen
Instrumentalstimme kompensieren würde. Die Neugier ist allerdings erledigt, als einen die ersten Töne aus der Verstärker-Skyline daran erinnern, warum diese Band zu den stärksten und aussagekräftigsten Vertretern des Genres gehört. So druckvoll, so unverblümt nach vorn und so borstig-virtuos spielt wohl keine andere deutsche Formation den blauen Zwölftakter. Gert Lange (Gesang/Gitarre), Alex Conti (Gitarre), Michael Becker (Bass) und Hans Wallbaum (Schlagzeug) gehören zum Feinsten, was man in Sachen ungewaschener und Rock´n´Roll-verschmierter Blues auf die Bühne hieven kann. Rock-verspielt und blues-bestimmt, so werkeln die Songs von Rockin´ Chair über den Rattlesnake Shake bis zu Trouble Man. Bass und Schlagzeug grundieren und drücken, während Gert Lange als Shouter und Rhythmusgitarrist sowie Alex Conti als Leadgitarrist mit Talkbox und Flying-V den Druck entspannt aufnehmen, die Songs an den richtigen Stellen gekonnt verschleppen und so unglaublich cool klingen. Die solistischen Ausflüge, im besonderen Maße natürlich die von Lake- und Atlantis-Referenz Alex Conti, dürfen heute Abend die Finger von Rockern jeder Couleur zum heimlichen Luftgitarrensolo verführt hben. Dabei ist es nicht nur die Geschwindigkeit, die verblüfft, sondern vor allem auch Contis segensreiche Fähigkeit, in einem Genre, das sich wohl jedes erdenkliche Solo schon einmal hat gefallen lassen müssen, doch noch etwas Frisches und manchmal fast Unerhörtes zu modulieren. |
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Eine fast 45-minütige Pause führt
leider kurzfristig zum spürbaren Druckabfall. Sicher ist die Hamburg Blues Band
mit Mike Harrison eine andere Band, aber so sehr dann auch nichjt, dass man den
Ohren der Rezipienten eine dermaßen lange Entwöhnungsphase verordnet. Nun denn,
so tragisch ist es denn auch wieder nicht, aber schon bemerkenswert. Schnell
sind die Bandund auch Zuschauer wieder da, wo sie sich vor einer
Dreiviertelstunde zurückließen und erleben jetzt Mike Harrison , den Sänger der
legendären 60er-Formation Spooky Tooth, nach 2 Jahren in Kiel. Erstaunlich ist seine Entwicklung hin zum Blues. In seiner Tonalen Anlage zwar nach wie vor ein Rocksänger, hat sich die einstige Star Club-Größe über die Monate hörbar vom abgehangenem Timing der Hamburg Blues Band beeinflussen lassen. Das Zusammenspiel von Band und Sänger ist auch dadurch deutlich organsicher geworden, der ehemals selbst für die für die Hamburg Blues Band doch zu rockig erscheinende Klangeindruck hat nun eine Blues-Rock-Synthese gefunden, die neueres Material von der gemeinsamen Scheibe Touch wie "Try me Again" oder "True Lies" als auch alte Spooky Toot -Klassiker wie "Better By You" homogen nebeneinander stellt und im Glanze des ureigenen Sounds der Hamburg Blues Band leuchten lässt. So wird das Konzert heute eben keine Retrospektive, sondern ein zeitgemäßer Beitrag von fünf Musikern, die auch in schicksalhaft verkleinerter Besetzung nichts von ihrer Kraft und Relevanz eingebüßt haben. Manuel Weber |