Vogtland Anzeiger, 08/2003

Roh, schnell, authentisch

Hamburg Blues Band straft die Klischees Lügen

PLAUEN. - Der Blues hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Langweilig, weil immer das Gleiche, zu langsam und mit­leidstriefend, extrem eintönig und altbacken. Bla, bla, bla. Dass es auch anders geht, hat am Montagabend die Hamburg Blues Band eindrucksvoll be­wiesen. In der Plauener „Ranch", mittlerweile der vogtländische Wallfahrtsort für alle Musikfans ab 30, zündeten die Nordlichter die Bude an - selbstverständlich nur lm übertragenen Sinn! Mehrere Hundert begeisterte Zuhörer feierten die Gruppe bis in die Morgenstunden in dem gestopft vollen Saal ab. Im ersten Konzertteil stellte sich die „Basis" der Band vor. Sänger Gert Lange, Gitarrist Alex Conti, Bassist Michael Becker und Schlagzeuger Hans Wallbaum gingen gleich in die Vollen.

In der Plauener "Ranch" gastierte HBB, die Hamburg Blues Band. Mehrere Hundert begeisterte Zuhörer feierten die Gruppe bis in die Morgenstunden. Foto:I.P.

Druckvoll und schnell, gekonnt sämtliche Klischees außen vor lassend und absolut ehrlich wurde Bluesrock in Vollendung geboten. Aus den professionellen Handwerkern der HBB noch herausragend: Gert Lange, dessen kräftige, ausgeprägte Stimme weitaus berühmtere Kollegen locker in den Schatten stellt. Im Anschluss verstärkte Dick HeckstalI-Smith den Vierer. Der Saxofonist, der sich seinen Ruhm vor allem bei der Art­rocklegende ,Colosseum" erwarb, spielt sich bei seinen Kollegen absolut nicht in den Vordergrund.

Sein Geblase fügte sich nahtlos ein in den Sound der Band. Etwas mehr Freiraum für den Basecap tragenden, glatzköpfigen Engländer wäre wünschenswert gewesen.

Ein weiterer Stargast gesellte sich im dritten Teil des Konzerts zu den anderen: Mike Harrison, die Stimme der legendären eng­lischen Bluesband „Spooky Tooth". Die hinteren Reihen hatten Mühe, den kleinen, weißhaarigen Mann überhaupt zu sehen. Zu hören war er dafür umso besser, vor allem, wenn er sich mit seiner Mundharmonika rasante Duelle mit Mr. Contis Gitarre lieferte.

Der lautstark geforderte Zu­gabenteil fiel dann relativ kurz aus. Vielleicht lag's an den extremen Bedingungen: Vor lauter Zigarettenrauch blieb die Bühne kaum erkennbar. Und die Temperaturen im Saal hatten sich das Wort ,tropisch" inzwischen redlich verdient. Bei einem dieser Songs wurde aber noch eine weitere interes­sante Seite der Band offenkun­dig: die Truppe besitzt eine gehörige Portion Soul. Und so konnte vor allem Sänger Gert Lange seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten zum Schluss noch einmal voll entfalten.  T. L.